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29.04.2020

Rückentraining für das Pferd

Warum ist es wichtig den Pferderücken zu stärken?

 

Unsere Pferde sind von Natur aus keine Trage- sondern Lauftiere. Damit die Pferde uns ohne Schaden zu nehmen tragen können, ist es um so wichtiger den Pferderücken zu stärken. 

 

Was sind die Grundvorauseztungen, um den Pferderücken stärken zu können:

 

Innerliche Losgelassenheit: 

Das Pferd muss mental und emotional entspannt sein, damit es sauber über den Rücken gehen kann. Damit das Pferd innerlich losgelassen sein kann, sind sehr viele Faktoren massgebend. Hier einige davon: 

Haltung, Herdenkonstruktion, Fütterung, angemessenes Pferdefreundliches Training usw.

 

Passende Ausrüstung:

Sattel, Zäumungen, Longiergurte usw. müssen für das jeweilige Pferd passend sein. Der Sattel sollte regelmässig von einem Profi geprüft werden. Denn unpassende Ausrüstung wirkt sich negativ auf Muskeln, Faszien, Nerven usw. und damit auf den ganzen Pferdekörper und die Psyche aus. 

 

Allgemeiner Gesundheitszustand/Bewegungsapparat:

Es ist wichtig, dass der allgemeine Gesundheitszustand des Pferdes bei eventuellen Bedenken oder Problemen vor dem Training untersucht und allenfalls behandelt wird. Auch der Bewegungsapparat sollte möglichst von Blockaden und Verspannungen frei sein. Wenn das Pferd Probleme hat, ist es wichtig, dass es von einem Profi gecheckt und gelöst wird, um dann das Training Schritt für Schritt aufzubauen zu können.

 

 

 


Power-Rückentraining

 

Abwechslung ist das A und O für einen gesunden Pferderücken. Idealerweise besteht Dein Training aus folgenden Kombinationen: 

- Krafttraining

- Ausdauertraining 

- propriozeptivem Training

 

Krafttraining:

Krafttraining stärkt die Muskulatur, Sehnen, Bänder, Faszien usw. des Pferdes und hilft ihm, Dich ohne schaden tragen zu können. Krafttraining ist z.B.s im Gelände Bergauf reiten, versammelnde Übungen wie Schulterherein, Travers an der Hand und/oder geritten usw.  

 

Ausdauertraining:

Für das Ausdauertraining sind Ausritte oder Joggingtouren am geeignetsten.

 

Zu beachten beim jeweiligen Training ist immer der Grundzustand und die Gesundheit des Pferdes. Nicht mit jedem Pferd kann z.B. an Versammelnden-Übungen gearbeitet werden. Es bedingt stets ein pferdegerechter Aufbau um an diversen Übungen arbeiten zu können. Zudem ist nicht für jedes Pferd jede Übung geeignet. 

 

 

 

 

 

 

Es gibt 2 Typen von Muskelfasern. Pferde verfügen über einen unterschiedlichen genetischen Muskelfaseraufbau (vorallem Rassenbedingt). Die einen haben mehr Typ I Fasern und die anderen mehr Typ II Fasern. Zudem können die Anzahl der jeweiligen Fasertypen auch im Training beeinflusst werden. Die Fasern sind wie folgt zu Unterscheiden:

 

Typ I - rote Fasern:

Das sind Muskeln, die sich langsam zusammenziehen und bei gleichbleibender Belastung und genügend Sauerstoff über einen langen Zeitraum ohne Leistungsverlust arbeiten können. Diese sind für das Ausdauertraining sehr wichtig. Deshalb ist dieser Muskeltyp bei Distanzpferden besonders ausgeprägt.

 

 

Typ II - weisse Fasern:

Diese Fasern werden wiederum in 2 Gruppen unterteilt:

 

Typ II A:

Diese Fasern sind besonders kraftvoll, schnellzuckend und haben einen hohen Anteil an rotem Blutfarbstoff (Myoglobin).  Diese Muskulatur ist für kraftvolle Ausdauerleistungen relevant. Dieser Muskelfasertyp findet man oft bei Vielseitigkeitspferden, die über lange Ziet maximal Leistungen erbringen müssen.

 

Typ II B:

Die Muskelfasern des Typs IIB kontrahieren sehr schnell. Sie werden für kurze explosionsartige Anstrengung benötigt. Auch benötigen sie viel Energie und ermüden deshalb schnell. Wie z.B. im Rennpferdesport oder Barelrace. 

 

 


Wie funktionieren die Muskeln im Pferdekörper miteinander

 

Die Muskeln sind in verschiedene Tätigkeitsgurppen aufgeteilt, in Beuger, Strecker und Rotatoren. 

Damit eine Bewegung überhaupt ausgeführt werden kann, ist das Zusammenspiel der Muskeln zwingend notwendig. Deshalb sind immer mindestens 2 Muskeln (meist mehr) an einer Bewegung beteiligt. Der Agonist (Spieler) führt eine Bewegung aus, während der Gegenspieler der Antagonist dafür sorgt, dass die Bewegung in die Gegenrichtung erfolgen kann. D.h. wenn sich ein Muskel beugt, dann muss der Gegenspieler sich dehnen, damit überhaupt eine Bewegung möglich ist. Über das Nervensystem bekommt der Muskel (der Antagonist) die Information sich zusammen zu ziehen.

 


Pferdehaltung im Bezug auf den Muskelaufbau

 

Die Haltung unserer Pferde spielt beim Muskelaufbau eine wesentliche Rolle. Das Pferd als Lauf- und Bewegsungstier, das sich in der Wildnis bis zu 18 Stunden in ruhigem Schritt kontinuierlich vorwärts bewegt während dem Fressen, benötigt auch als Hauspferd diese Bewegung. Den die freie Bewegung unterstützt den Muskelaufbau. Sehnen, Bänder, Gelenke, Muskeln entwickeln und stabilisieren sich systematisch, wenn das Pferd den Bewegungsdrang ausleben kann. Deshalb ist ein Aktivstall/Paddocktrail oder viel Weide nebst dem angemessenen Training zwingend notwendig für die Gesunderhaltung des Pferdes.

 


Muskeltraining

 

Grundsätzliches:

Bevor Muskeln an den gewünschten Stellen aufgebaut werden können, müssen sie gelöst sein. Denn verspannte Muskeln entwickeln sich nicht korrekt, da sie nicht mit den notwendigen Nährstoffen versorgt werden und nicht physiologisch arbeiten können. Auch die Atmung wird durch verspannte Muskulatur und ein blockiertes Zwerchfell gehemmt. D.h. wenn wir ein Pferd mit Verspannungen und Blockaden haben, ist es sinnvoll dieses bevor das Training beginnt von einem Profi lösen zu lassen und dann im Training erstmals in die Tiefe zu reiten/longieren usw. um die Losgelassenheit zu erreichen. Am besten begleitend mit Manualtherapie. Das kann eine ganze Weile dauern, je nach Pferd und seiner Vorgeschichte. Erst danach kann mit dem effektiven Muskelaufbau begonnen werden.


 

Warm Up:

Bevor wir mit der Arbeitsphase beginnen, ist es sehr wichtig unser Pferd aufzuwärmen. Ein Pferd das aus der Box geholt wird, benötigt ca. 25min. Schrittarbeit bis es optimal federungsfähig ist. In dieser Zeit werden Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder warm und geschmeidig. Es wird Gelenkflüssigkeit (Sinovia)gebildet, diese ernährt den Knorpel optimal. Das Aufwärmen reduziert die Verletzungsgefahr und die Gefahr langfristiger Verschleisserscheinungen deutlich. Das vorbereitete Pferd hat eine höhere Herzkapazität, die Atmung verstärkt sich und dem Körper wird mehr Sauerstoff zugefügt. Die Durchblutung wird gesteigert und Organe und Gewebe werden versorgt. Gelenke haben erhöhte Gleitfähigkeit und Beweglichkeit und Koordination wird verbessert. Zudem werden Hormone und Endrophine ausgeschüttet und das Pferd schaltet vom Erholungs- in den Leistungsmodus um dadurch kann sich das Pferd besser Konzentrieren, hat eine schnellere Reaktionsfähigkeit und ist motivierter bei der Arbeit.

 

Es gibt wunderbare, einfache Manual-therapeutische-Techniken, die bereits vor dem Training, also vor dem aufwärmen des Pferdes angewendet werden können, damit das Gewebe bereits vor dem Aufwärmen schön locker und geschmeidig wird. 

 

Das Aufwärmen im Schritt,  kann an der Hand z.B. bei einem Spaziergang oder unter dem Sattel stattfinden. Ich nutze das Aufwärmen auch um die Tagesform des jeweiligen Pferdes zu sehen und es individuell aufzuwärmen und dann zu arbeiten. Auch Verspannungen und Verklebungen können beim Aufwärmen eruiert und gezielt über Übungen gelockert werden. Damit sie dann in der Arbeitsphase optimal bewegen können. 

 

Wichtig ist es auch individuell auf den Trainingsstand des Pferdes zu achten ein junges Pferd hat andere Bedürfnisse als ein älteres Pferd, das ev. bereits mit Arthrose belastet ist. 

 


Arbeitsphase:

Wichtig für den Trainingserfolg ist in der Arbeitsphase, dass ein stetiger wechsel zwischen Anspannung und Entspannung  besteht. Denn wer über Ermüdung arbeitet, verstärkt immer Verspannungen und Verschleiss. Deshalb sollte die wirkliche Arbeitsphase auch nicht länger als 25min. dauern. 

 

Es gibt etliche Übungen die mit den Pferden gemacht werden können damit sie Muskeln aufbauen. Wichtig ist jedoch, das Aufbautrainig immer auf das Alter, den Gesundheitszustand, den jeweiligen Ausbildungsstand und die Tagesform anzupassen.  

 

Gerne möchte ich Euch folgende Übungen als Beispiele erläutern (diese sind nicht abschliessend und nicht für jedes Pferd geeignet). Wichtig dabei, ist das diese korrekt ausgeführt werden, denn ansonsten können auch gute Übungen kontraproduktiv sein. Die Übungen sollten je nach Ausbildungsstand es Pferdes gewählt werden. Wichtig ist mir auch Euch mitzuteilen, dass immer wieder mit Anspannung und Entspannung  abgewechselt werden sollte, um die Muskulatur wirkungsvoll aufzubauen. Deshalb ist es wichtig je nach Übung z.B. in der Dressurarbeit immer wieder mit der Kopfhöhe zu variieren. Die Übungen sollen gleichmässig, flüssig und ruhig durchgeführt werden.

 

Hals:

- Geländetraining (Bergauf, Bergab)

- Wechsel zwischen Dehnungshaltung und Aufrichtung (varieren).

-Stellung und Biegung.

-Schultervor, Schulterherein.

usw.

 

Rücken:

- Geländetraining (Bergauf, Bergab)

- Übergänge. 

- Tempiwechsel innerhalb der Gangart.

- Galopparbeit. 

- Volten, Bahnfiguren wie Schlangenlinien usw.

- Zirkel verkleinern und vergrössern.

- Stangenarbeit.

usw.

 

Rumpf/Bauch:

- Geländetraining (Bergauf, Bergab).

- Natur-Trail-Trainig.

- Propriozeptives Training (z.B. mit Pads oder Wippentraining)

- Galopparbeit /Aussengalopp.

-Übertreten lassen.

- Tempiwechsel innerhalb der Gangart.

- Übergänge.

usw.

 

Hinterhand:

- Training im Gelände (Bergauf, Bergab auf div. Untergründen, über Stock und Stein).

- Natur-Trail-Trainig.

-  Fliessende Übergänge.

- Tempiwechsel innerhalb der Gangart.

- Rückwärtsrichten (mit gesenktem Kopf) und dann ohne zu Stoppen vorwärts Anreiten.

- Galopparbeit.

- Seitengänge

- usw.

 


Cool down:

Genau so wichtig wie das Aufwärmen ist auch das pferdegerechte Cool down d.h. Körper und Geist wieder in den normalen Ruhezustand zu bringen nach der Arbeitsphase. D.h. bis sich  Puls- und Atemfrequenz normalisiert haben. Das Abkühlen kann locker im Schritt erfolgen, bis sich das Pferd wieder auf den normalen Körperwerten befindet. Im Cool down werden Stoffwechselprodukte wie Laktat (Milchsäure) oder Co2 abgebaut. Die Muskeln können sich entspannen und regenerieren , so kann zudem Muskelkater verhindert werden. Das Cool down kann ein ruhiger Spaziergang im Gelände sein oder auslaufen auf dem Reitplatz. Zudem gibt es auch für das Cool down schöne Manualtherapiemöglichkeiten um dem Gewebe Gutes zu tun.

 


Wichtig:  "Muskeln benötigen Regelmässigkeit und Pause"

 

Regelmässigkeit:

Damit die Muskulatur sich aufbauen kann, benötigt das Pferd, wie auch der Mensch kontinuierliches, gezieltes Muskeltraining über längere Dauer. Wer nicht kontinuierlich Trainiert und das dann mit längerer unregelmässiger Belastung ausgleichen möchte, der überlastet die Muskeln und schadet dem Pferd physisch wie auch psychisch. Deshalb ist das Training immer dem Gesundheits- und Fitnesszustand es Pferdes anzupassen.

 

Pause:

Damit sich die Muskeln regenerieren und aufbauen können, benötigen sie Trainingspausen. Wenn ein Trainingsreiz gesetzt wird, ist es wichtig, dass Sie Ihrem Pferd 48-72h Pause mit leichter Bewegung gönnen. Pause kann Weidegang, Spazieren gehen oder einen gemütlichen Schrittausritt sein. 

 

 

Möchtest Du mehr über sinnvolles Muskelaubautraining erfahren oder Dein Pferd nach einer Trainingspause aufbauen, bist Dir jedoch nicht sicher welche Übungen für Dein Pferd sinnvoll sind und wie du kontinuierlich Muskeln aufbauen kannst, bei Deinem Pferd. Dann kannst Du Dir gerne das Angebot zum Reha- und Aufbautraining anschauen. Oder interessiert Dich das Thema Muskelaufbau allgemein und Du möchtest einen auf Dich zugeschnittenen Kurs über das Thema organisieren (zur Zeit mit max. 4 Teilnehmer aufgrund Covid-19) dann kannst Du Dich gerne bei mir melden.